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Kunsthandwerk Werkstatt Gläßer

Die Geschichte der Werkstatt W.Gläßer

Aufgeschrieben von Werner Gläßer 2005

Der Gründer unserer Werkstatt, Paul Arthur Gläßer, wurde am 6. September 1880 in Seiffen geboren.
Seine Lehrzeit als Drechsler absolvierte er bei seinem Onkel, dort wurde am Wasserrad gearbeitet, die schulische Ausbildung erhält er in der Fachgewerbeschule  in Seiffen. Im Jahre 1904 meldet er im Gemeindeamt Seiffen ein Gewerbe zur Herstellung von Holzspielzeug an. Er ist damals 24 und arbeitet mit seiner Frau Linda in einer kleinen Dachwohnung in der Dorfmitte. Die Maschinenarbeiten verrichtet er bei einem Fabrikanten, wo an einer Dampfmaschine gearbeitet wird. Er hat dort eine sogenannte „Drehstelle“ gemietet und kann gegen Gebühr auch andere Maschinen benutzen. Seine erste Rechnung schreibt er am 22. Januar 1904. Im Jahr 1913 wird ein kleines Häuschen gekauft. Nachdem 1915 dort der erste Elektromotor angeschlossen wurde, konnte eine richtige Familienwerkstatt eingerichtet werden.
1906 wird Sohn Kurt Gläßer geboren. Er lernt ebenfalls Drechsler und wird 1923 mit Auszeichnung aus der Fachschule entlassen. Er arbeitet im heimischen Betrieb mit und bestimmt zunehmend das äußerst umfangreiche Sortiment. Das Warenausgangsbuch von 1904 bis 1930 berichtet über 130 verschiedene Artikel.

Er bemüht sich um Weihnachtsartikel und Artikel mit Gebrauchswert. Durch den Einbau einer Farbspritzerei kann die Qualität der Erzeugnisse entscheidend verbessert werden. Aber die Nachfrage geht auf Grund der schlechten Wirtschaftslage sehr zurück, und deshalb geht er für ein Jahr als Zimmermann auf den Bau.

1932 gelingt ihm die Gestaltung einer kleinen Tischpyramide. Da es im Handel nichts Vergleichbares gibt, wird es ein großer Erfolg. Mehrere Modelle folgen in den nächsten Jahren und nach der Herstellung von Miniaturen ist nun eine neue Familientradition begründet, die über siebzig Jahre bis in die Gegenwart anhält.
Im Jahre 1938 konnte eine neu gebaute Werkstatt erworben werden. In dieser Werkstatt an der Bahnhofstraße wird bis heute produziert und verkauft.

Kurt Gläßer war es allerdings nur zwei Jahre vergönnt, dort zu arbeiten. 1940 musste er in den Krieg ziehen und fiel 1941 in Polen.
Unter großen Schwierigkeiten brachten Arthur und Linda Gläßer den Betrieb über die Kriegs- und Nachkriegszeit. Arbeitskräfte und Material waren rar.
Bis etwa 1958 wurden noch Miniaturen gefertigt, danach waren nur noch die Kleinpyramiden im Sortiment.
1951 wurde die Werkstatt als Handwerksbetrieb anerkannt und in die Handwerksrolle eingetragen. Nach seiner Lehre als Holzspielzeugmacher arbeitete ab 1960 der Enkel Werner Gläßer im Betrieb des Großvaters mit und übernahm diesen 1963 als selbstständiger Handwerksmeister.
Unter sozialistischen Bedingungen setzten nun Werner Gläßer und seine Frau Ursula die Familientradition fort.
Die Großeltern halfen noch bis an ihre letzten Tage mit,
sie starben 90 und 92 jährig.

Auch Mutter Johanna und Tante Martha haben über 40 Jahre in der Malstube mitgearbeitet. Sie überließen ihren Arbeitsplatz 1991 und 1994 im Alter von 83 und 87 Jahren den jungen Leuten und verrichteten zuhause noch einfache Zuarbeiten. Zu dieser Zeit ist bereits die nächste Generation mit im Geschäft.

Sohn Udo legt 1989 die Meisterprüfung als Spielzeugmacher ab und arbeitet bis 1993 in der Werkstatt mit. Danach gründet er das  Einzelhandelsgeschäft "Weihnachtshaus"  in Seiffen.
Die Tochter Eva lernte Fotografin und machte anschließend eine Umschulung in den Holzberuf. Sie arbeitet bis 1993 als Spielzeugmalerin. Sie gründet später ein eigenes Foto und Grafik-Gewerbe.
Die Tochter Ina steigt 1995 nach einer Umschulung zur Industriekauffrau mit in den Familienbetrieb ein.

Die traditionelle Pyramidenserie geht 1966 aus Preisgründen zu Ende, aber eine neue, zeitgemäßere Pyramidengeneration setzt den Erfolg bis heute fort. So wird der Familientradition treu geblieben.

Pyramiden der gegenwärtigen Produktion

1985 wurde die alte Tradition des Großvaters, Miniaturmarktstände zu fertigen, wieder aufgenommen und weiterentwickelt. Auf diese Neugestaltung erhielt Werner Gläßer den Titel:
„ Anerkanntes Kunsthandwerk“

Vom Verband “Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V.“ und dem Landratsamt Marienberg
wurde im Jahre 2003 die Miniaturserie „Seiffener Marktstände“ mit einem der drei Hauptpreise „Tradition und Form“ ausgezeichnet.
Im Jahre 2004 erhielt die 100 jährige Werkstatt einen Sonderpreis für Traditionspflege.


Mit dem erfolgreichen Beenden seiner Lehrzeit von 2001 bis 2004 durch die Gesellenprüfung hat Werner Gläßer`s  Enkel Pierre gute Voraussetzungen für das Fortbestehen des Familienbetriebes geschaffen.
Er ist damit  Drechsler und Spielzeugmacher in 6. Generation:

1.Ferdinand Hermann Gläßer / 2. Paul Arthur Gläßer / 3. Kurt Gläßer
4. Werner Gläßer / 5. Udo Gläßer / 6. Pierre Gläßer